I got the Dixie...and a barrel!

04Mai2015

Nach dem Frühstück geht es von Chattanooga nach Lynchberg, Tennessee. Bei wem es jetzt klingel, der hat ein echtes Alkoholproblem... das kleine Dorf ist nämlich ausschließlich für hochprozentiges bekannt: Jack Daniels Tennesee Whiskey. 😇

Wir fahren knapp 2 Stunden nach Lynchberg und überqueren dabei immer wieder die Staatengrenzen zwischen Georgia und Tennessee. Ein wichtiges Detail wird aber komplett verschwiegen: wir haben mittem im nirgendwo die Eastern Time verlassen und befinden uns jetzt in der Central Time Zeitzone. Da hätte man schon ein kleines Schild an den Highway-Rand stellen können...😬 In Lynchberg angekommen, haben wir noch fast 1,5 Stunden Zeit bis unsere Tour anfängt. Wir schlendern durch den Townsquare, die einfach jedes Klischee einer amerikansichen Kleinstadt erfüllt. Wir shoppen ein wenig im Souvenirshop und gehen dann zurück zum Visitor Center, bevor unsere Tour anfängt. Unsere Führerin ist Bettie, wir schätzen sie auf Mitte 70. Bettie ist ziemlich auf Zack und haut einen Spruch nach dem anderen raus. Oft sind wir aber auch ziemlich lost in translationen, dann wenn Bettie in ihren Südstaaten-Slang abrutscht. 😬

Sie erzählt uns einige nette Anekdoten, z.B. wie der berühmte Whiskey zur "No. 7" wurde. Der Legende nach, hatte der erst 16 jährige Jack sieben Liebhaberinnen, was ihn auf die magische Zahl "No. 7" brachte. Glauben wir Bettie das mal. 😉 Im alten Verwaltergebäude steht noch der Geldsafe, an dem sich Jack Daniels eines Morgens seinen Fußzeh brach als er wütend dagegen trat. Die Verletzung führte Jahre später zu seinem Tod. Betties Moral der Geschichte endet mit "Never work early in the morning". Sie witzelt weiter: Der einzige Arbeitstag, an dem wirklich alle Arbeiter zur Arbeit kommen ist der Zahltag. Jeder Mitarbeiter bekommt monatlich eine Flasche No. 7 als zusätzlichen Lohn. Das lohnt sich direkt, das County in dem sich Lynchberg befindet ist nämlich schon seit der Prohibition trocken. Als einziges Zugeständnis an den Tourismus darf in der Stadt Whiskey gekauft, aber nicht getrunken werden. Während unserer Tour werden wir plötzlich von einem Truthan gestört. In den Abendstunden erobern diese wohl die ganze Distallerie. Wir laufen durch die vielen Lagerhallen und können mehrere Stadien der Produktion anschauen. Bettie erklärt uns auch den Unterschied zwischen einem Bourbon und Whiskey. Wir gelangen zur Abüllung und Bettie spricht die magischen Worte "kaufen" und "eigenes Fass". Christian ist entzückt. Wer ein ganzes Fass Jack Daniels kauft, bekommt eine kleine Ahnentafel in der "Single Barrel Society", die Jack Daniels Flagge wird gehisst und das Fass bekommt feierleich den Namen eingebrannt. Christian rechnet, aber um die 6000 Euro muss man doch mindestens hinlegen. Vielleicht zum Dreißigsten? 😇

Bettie führt uns in die Lagerhalle für die Fässer. In den Abendstunden wird hier extra ein Officer der Steuerbehörde hingestellt, der kontrolliert dass keine Fässer illegal verkauft werden und dem Staat damit Steuern verloren gehen. Für einen Global Player wie Jack Daniels finden wir das ein bisschen befremdlich. Aber bei 60 % Steuern pro Flaschenpreis lohnt sich der Einsatz des Officers dann wohl doch. Generell geht es sehr händisch und bescheiden in der Produktion zu. Ich werde das Gefühl nicht ganz los, dass das hier alles nur Show ist und ein paar Kilometer weiter dann die "echte" Produktion mit Massenabfüllung ist... 😬 Am Ende dürfen wir drei Sorten probieren: die klassische No. 7, eine Fassabfüllung und den Gentlemens Jacks. Letzerer wird zweimal, anstatt nur einmal durch den Kohlefilter geleitet, damit er "smoother" wird. Meiner Meinung nach brennen alle drei gleich schlimm 😫 Schnell ein Becher Zitronenlimo hinterher!

Die Liköre mit Honig- und Zimtgeschmack dürfen wir leider nicht probieren, Liköre gehören nicht mehr zur gesetzlichen Whiskey-Ausnahme. Tssss, Prohibition im 21. Jahrhundert. Wo bleibt denn hier der Aufstand?!

Wir fahren weiter Richtung Nashville, entland Farmland, weißgetünchten Zäunen und Pferdekoppeln. Im Radio läuft ausschließlich Country, aber das ist ok. Wir nähern uns immerhin dem Capitol of Country. Nachdem wir unser heutiges Motel erreicht haben, machen wir uns gleich auf den Weg nach Downtown, zur 2nd Avenue und dem Broadway. Es ist ein bisschen wie die Reeperbahn...also wenn man die Sexshops mit Cowboystiefel-Shops ersetzt. Überall dringt Country-Livemusik aus den Bars. Wir essen in einem coolen Deli, es gibt Pulled Pork, Rips, gegrilltes Hähnchen und Rindfleisch. Wir lassen uns den Broadway entlang treiben und gehen dann in "The Stage", wo gerade eine Liveband spielt. So blöd ist Country doch eigentlich gar nicht, oder? Es geht im Grunde auch immer um die selben drei Themen:

1."Oh, du Liebe meines Lebens, ich bin so glücklich mit dir"

2. "Oh, wie konntest du mir nur das Herz brechen, ich bin so unglücklich"

3. "Oh diese blöde Schlampe/Arsch hat dir mich weggeschnappt".

Ist doch ziemlich easy, oder? 😀

Nach zwei Drinks machen wir uns auf den Rückweg zum Motel. Unter der Dusche fällt mir auf, was auf dem Clubstempel steht: Yeeehaw!! In diesem Sinne 😉