Class of 2015

05Mai2015

Ich bin wieder extrem früh wach, die Nacht war eher unruhig. Ich bin immer wieder an den seltsamsten Geräuschen aufgewacht. Ich bin dann doch froh, dass wir nur eine Nacht in diesem Motel bleiben. Es ist einfach und sauber und ganz ehrlich: Für 60 $ darf man nicht mehr erwarten. Aber in einem richtigen Hotel fühle ich mich doch wohler. 

Wir machen uns um kurz nach 9 auf den Weg nach Kentucky. Christian will unbedingt die Mommoth Cave besuchen, das größte zusammenhängende Höhlensystem der Welt. Über 600 Km sind derzeit bekannt. Höhle, enge Gänge, tief unter der Erde... muss das sein? Mir ist jetzt schon mulmig. Aber ich bin tapfer. Am Visitor Center angekommen, haben wir die Wahl zwischen verschiedenen Touren. Wir wählen die am wenigsten schlimme. Es geht auch gleich in 10 Minuten los, besser so. Gar nicht erst reinsteigern. Chris, unser Park-Ranger sieht nett und kompetent aus (Nur für den Fall dass wir falsch abbiegen und verloren gehen!). Er fragt ob jemand von unter Platzangst leidet. Ja, hier ich! Er meint weiter ob jemand Höhenangst hat. Aber Hallo, da bin ich doch auch gleich dabei. Ob jemand ein Ziehen im Magen spürt, wenn er an "Höhle" und "unter der Erde" denkt? Maaaaamie. Warum mach ich das nochmal??? Ranger Chris will ehrlich zu mir sein. Er meint die ersten 10 Minuten werden für mich nicht sehr angenehm werden. Wir werden super enge Treppen nehmen und oft geht es einige (was eine glatte Untertreibung ist!!) Meter in die Tiefe. Spitze, hört sich doch super an! 😢

Ein Bus bringt uns zum Eingang der Hölle...äh Höhle. Chris hatte leider Recht. Die ersten Treppen sind extrem steil und immer wieder muss man sich ducken oder seitwärts gehen um überhaupt voran zu kommen. Meine Knie zittern schon ziemlich. Dann kommen wir im ersten Felsendom an. Rechts und links der Gitterplattform (Hallo, hält das? Ist das TÜV geprüft???) geht es 20 Meter in die Tiefe. Ich höre verzückte "Ahhs" und "Ohhhs". Mir ist eher nach "OhmeinGottohmeinGottOhmeinGott". Aber Chris hatte Recht. Danach ist der Weg viel angenehmer. So langsam kann ich die tollen Felsformationen genießen. Immer wieder halten wir an und Ranger Chris und Ranger Mary geben uns einen kleinen Grundkurs in Geologie. Chris erzählt uns von lebenden Höhlen, also solche die noch geformt werden und sich verändern, und toten Höhlen. In so einer toten Höhle stehen wir gerade. Chris bitte uns im munteren Tonfall nach rechts und links zu schauen. Okay, hier liegen überall Felsen rum. Nicht ungewöhnlich. Dann bittet er uns, zur Decke zu schauen. Mhm, machen wir. Dann lässt er die Katze aus dem Sack: Was wir links und rechts von uns sehen, ist von der Decke gebrochen, dort wo die Felsenwände dem Druck nicht mehr standhalten konnten. Okay, ich will jetzt definitiv, dass hier jemand vom TÜV durchgeht!! Aber Chris beruhigt uns, es wäre unwahrscheinlich, dass gerade heute etwas passiert. Wir gehen weiter und Chris erzählt uns von den abenteuerlichen Erkundungsmissionen anfangs des 20. Jahrhunderts. Nur mit Seilen und Kerzen mussten die Männer einen Weg finden. Auch heute kommen noch Hobby-Geologen vorbei und suchen nach Abzweigungen, die bisher noch nicht entdeckt wurden. Auch hier weiß Chris sein Showtalent einzusetzten. Er lässt und komplett im Dunkeln zurück, erzählt uns die Geschichte wie die Erkunder sich ihren Weg gebahnt haben. Beim Wort "Dynamit" lässt er sein Feuerzeug klicken. Nervösen Kichern. Chris ist ein echtes Showtalent. Wir haben jetzt die letzte Etappe der Tour vor uns. Wir gelangen (deduckt!) in einen meterhohen Felsendom. Eine kleine Quelle springt von der Decke und landet in einem beeindruckenden See. Überall sind Stalaktiten und Stalakmiten in den verschiedensten Farben. Wow! Bei diesem Anblick nehme ich die zitternden Knie vom Anfang gerne in Kauf. Nach 2 Stunden geht es zurück an die Oberfläche und für uns zurück nach Nashville. 

Wir möchten uns heute noch das West End rund um die Vanderbilt Universität anschauen. Unser Hotel ist nur einige hundert Meter vom Pantheon entfernt, einem originalgetreuem Nachbau des Athener Pantheons. Wir schlendern über den Vanderbilt Campus. Wir landen direkt in der Greek Row mit seinen "Greek Letter" Studentenverbindungen. Sehr witzig, aber nur halb so cool und elitär wie ich es aus dem Fernsehen kenne. Generell ist der Campus ziemlich leer. Wir erfahren auch bald warum: Ab morgen beginnen die offiziellen Graduation-Feierlichkeiten. Das Semester ist schon vorbei. Ich bin ein bisschen wütend und würde meine blöde Hochschule gerne auf Schadensersatz verklagen: Ich wollte sowas hier, nicht das was ich hatte. Aus Trotz kaufe ich ein "Vanderbilt Alumni"-Aufkleber. Den werde ich zu Hause gleich direkt über den "Hochschule der Medien Alumni"-Aufkleber kleben! 😕😛

Nach einer erfrischenden Dusche (heute hatten wir über 30 Grad) geht es jetzt zum nächsten Deli für einen kleinen Abendsnack. Morgen geht es dann nach Memphis.

Wir haben leider vegessen, die gefahrenen Meilen zu zählen, aber bisher haben wir bisschen mehr als 700 Meilen zurückgelegt.