Gone with the heat

08Mai2015

Heute Morgen sind wir etwas lahm. Wir sind erst super spät ins Bett und können uns nicht ganz aufraffen. Frühstück gibt es aber nur bis 9 Uhr, also ziehen wir uns notdürftig an und lassen uns von der heutigen Müsliriegel-Auswahl überwältigen. Immerhin gibt es dieses Mal Milch und auch Toast. Nach einem Erdnussbutter-Marmeladen-Toast geht es zurück aufs Zimmer. Das Wetter ist heute nicht unbedingt gastlich, es hat bereits 27 Grad und 77 % Luftfeuchtigkeit. Tendenz steigend. 

Wir checken aus unserem Motel aus und fahren in Richtung Visitor Center. Wir wollen uns heute noch die historische Altstadt und die Schlachtfelder von Vicksburg anschauen. 1863 tobte hier ein erbitterter Kampf zwischen Unionstruppen und Konförderierten um den Mississippi. Im Visitor Center gibt es erste Exponate zum anschauen, z.B. die verschiedenen Uniformen oder die Höhlen, in die sich die Bewohner von Vicksburg zurückgezogen haben. Auf einer großen Tafel wird mit Lämpchen interaktiv die Vorgeschichte zur Belagerung sowie die Belagerung selbst dargestellt. Das ist ziemlich gut gemacht und gibt einen sehr guten Überblick. Danach machen wir uns auf den Weg mit dem Auto auf das Schlachfeld. Erst lästern wir wieder über diese faulen Amis. Das Schlachtfeld ist allerdings mehrere Quadratkilometer groß. Der Rundkurs alleine zieht sich über 27 Kilometer. Wir fahren an den Kampflinien vorbei, die ausgestellten Kanonen sind ganz cool. Jeder Bundesstaat, der in die Schlacht verwickelt war, hat seine eigene Ahnentafel aufgestellt. Illinois hat definitv die größen Mahnmale. Wir können auch die USS Cairo anschauen, ein vollgepanzertes Holzschiff. Hier haben auch mehrere Deutsche auf Unionsseite gekämpft. Am Ende des Rundkurs erfahren wir, dass Anfang der 1900er Jahre das Schlachtfeld als nationale Gedenkstätte freigegeben wurde und jeder Bundesstaat ein Mahnmal errichten durfte. Da die Südstaaten allerdings finanziell und wirtschaftlich ruiniert waren, konnten sich viele Staaten wie Georgia die Mahnmale erst mitte des letzten Jahrhunderts leisten. 

Nach dem Schlachtfeld wollen wir uns noch Downtown Vicksburg anschauen. Wir erwarten eine süße Kleinstadt mit Bürgerkriegscharme. Wir finden allerdings die üblichen Verschläge und heruntergekommenen Straßenzüge vor. Schnell weg hier. Wir fahren weiter nach Natchez. 

In keiner anderen Stadt ist der Vor-Bürgerkriegsgeist noch so lebendig. Hier hatten viele der Pflanzer des Umlands ihre Stadtvillen, die den Krieg überlebt haben. Hier lebten vor dem Bürgerkrieg auch die meisten Millionäre. Wir besuchen wieder das Visitor Center und finden eine Karte mit mehreren Rundgängen. Wieder per Auto, ist ja klar 😉 Christian hat die brilliante Idee, dass wir den 3 km langen Kurs ja laufen können. Bei mittlerweile 34 Grad und fast 90 % Luftfeuchte ist das eine total bescheuerte Idee. Die tollen Anwesen entschädigen allerdings. Ich kann Scarlet fühlen 😘

Natchez stellt einen extremen Kontrast zu Memphis und Vicksburg dar: Hier ist alles super gepflegt und angelegt. Die kleine Promenade entlang des Mississippi kann sogar mit einem kleinen Pavillon aufwerten. I'm in love. Kann mir jemand mein Korsett und Ballkleid bringen?

Allerdings ist es einfach viel zu heiß. Mein Kopf pocht unaufhörlich. Schön zu wissen, dass der Wetterfrosch in meinem Gehirn auch auf der anderen Seite des Atlantiks funktioniert. 😕

Wir gehen noch in Natchez under the Hill essen, einem kleinen "Stadtteil" (eigentlich sind es nur 4 Häuser und 2 Casino) direkt am Mississippi. Allerdings kann ich nur in meinem Salat herumstochern. Die Kopfschmerzen sind mittlerweile unerträglich geworden. 
Unser Best Western liegt wieder direkt am Fluss, dieses Mal können wir bis nach Louisiana sehen. 

Ich hoffe, dass sich das Wetter bis morgen entschieden hat: Regen oder Sonne. Beides ist ein wenig anstrengend... 

Gefahrene Kilometer: 170