Be a Dixie-Belle

09Mai2015

Wir sitzen gemütlich beim Frühstück, bis eine Hotelangestellte den Fernseher anstellt. Es laufen Sondersendungen zur Lage der Katastrophe. Ohoh. Ich bekomme ein bisschen Panik, Tornardos, Hurricanes, Blizzards... Awesome? Aber es scheint wir haben Glück. Tropensturm Ana tobt sich an der Küste von North und South Carolina aus, dort sind wir erst nächste Woche. Von den Stürmen und Tornados im Westen müssen wir uns vorerst auch nicht sorgen. Louisiana und Alabama sind im Moment ruhig, wir liegen mitten in den Wetter-Kampfzonen. Hoffen wir mal, dass das so bleibt...

Bei 83% Luftfeuchtigkeit machen wir uns auf den Weg nach Baton Rouge, der Hauptstadt Louisianas. Wir merken schnell, dass auch der Zusatz "Hauptstadt" nicht viel aussagt. Baton Rouge ist wie ausgestorben, wir bekommen einen Parkplatz direkt vor dem Senat. Das Louisiana State Capitol ist das höchste Regierungsgebäude der USA und macht schon von außen eine recht gute Figur. Der Art Deco Bau wurde in nur 14 Monaten fertiggestellt - und das während der großen Depression 1932. Auf den Stufen zum Eingang sind alle 51 Bundesstaaten aufgelistet - nach Eintrittsjahr zu den Vereinigten Staaten. Wir machen ein kleines Ratespiel daraus 🤑

Oben angekommen müssen wir nur kurz durch den Sicherheitscheck und dürfen uns jetzt frei bewegen. Ziemlich cool eigentlich. Wir hatten mit größeren Sicherheitsvorkehrungen gerechnet. Aber es ist ja auch Samstag, keine hohen Tiere mehr hier. Ein Mitarbeiter führt uns ein bisschen herum und erzählt viele witzige Anekdoten. Er ist überaus begeistert, dass wir in der Nähe von Frankreich leben. Wenigstens einer... 😛

Wir fahren mit dem Aufzug in den 27 Stock des Senats, von hier hat man einen 360 Grad Panoramablick auf Baten Rouge. Auch von hier oben bestätigt sich der kleinstädtische Flair. Wir bleiben eine Weile auf der Aussichtsplattform. In der Ferne kommt eine Regenfront auf uns zu, die würden wir gerne umgehen. Nichts wie zum Auto. Wir bekommen allerdings kein Regentropfen ab... bis wir mit dem Fahrstuhl unten sind, scheint schon wieder die Sonne... 

Wir machen uns trotzdem auf den Weg zur Nottoway Plantage. Dafür sind wir immerhin hier. Sümpfe, bewachsene Trauerweiden, Veranden und Plantagen. Wir werden nicht enttäuscht. Für eine Führung müssten wir fast 1 Stunde warten, das ist uns zu lang. Wir wollen uns lieber nur das Grundstück anschauen. Magnolienduft schwängert die Luft. Oh ja, gleich muss Rhett um die Ecke kommen 😘 Am Abend wird noch eine Hochzeit vor der Plantage stattfinden, was für eine Kulisse!

Wir machen uns auf den Weg zur nächsten Plantage: Der Oak Alley Plantage. Hier wurde Interview mit einem Vampir gedreht. Wir bezahlen die 36 $ Eintritt sehr gerne, die Villa ist einfach atemberaubend. 24 Eichen säumen die Einfahrt zum Hauptgebäude. Wahnsinn! Während unserer Führung erfahren wir, dass Jacques Roman seiner Verlobten Celina mit dem Haus ein Geschenk machen wollte. Der Altersunterschied zwischen beiden betrug fast 20 Jahre und Celina war ein verwöhntes snobistisches Biest. Jacques wollte ihr ein Heim bieten, auf das sie stolz sein konnte und gerne bei ihm blieb. Nach ein paar Jahren langweilte Celina sich dann doch und ging mit den gemeinsamen drei Kindern zurück nach New Orleans. Jacques schrieb ihr jeden Tag Briefe, er vermisste Celina (Miststück 😬) und seine Kinder sehr. Celina beantwortete keinen einzigen. Nach Jacques Tod kam Celina zurück nach Oak Alley, allerdings hatte ihr Mann alles seinem Schwager hinterlassen. Haha! Celina bekam Unterhalt von ihrem Schwager, was ihr aber nicht genug war. Das Ende der Geschichte ist traurig: Celina verpasste das komplette Vermögen, die Plantage musste verkauft werden. Armer Jacques. Wenn doch nur mir jemand so ein Haus bauen würde... (Wink mit dem Zaunpfahl 😛😉)

Wir lassen uns Zeit und schlendern noch einmal den eichengesäumten Weg entlang. Zauberhaft. Wir fahren zurück nach Baton Rouge. Wir möchten morgen noch mehr Plantagen anschauen!

Es ist tatsächlich so, wie ich es mir immer vorgestellt habe. In den Trauerweiden hängt Moos, die Sümpfe locken mit ihrer geheimnisvollen Aura. 

Auch wird mir wieder bewusst, was für eine Tragödie der Bürgerkrieg für die Bewohner hier gewesen sein musste. Viele Söhne, Brüder, Väter und Ehemänner sind auf den Schlachtfeldern gefallen und die Frauen konnten nur hilflos mit ansehen, wie Unionstruppen erbarmungslos Plantage um Plantage niederbrannten. Beide Plantagen heute hatten Glück. Nur wenige Kilometer entfernt von Nottoway gab es ebenfalls eine Plantage, die bis auf die Grundmauern niedergebrannt wurde. Ich habe das Gefühl, dass mir Scarlet und Rhett heute in meine Träume folgen.

Gefahrene Kilometer: 190