Friendly Giants

27Dez2019

Aloha,

wir sind gerade ziemlich erledigt in der Ferienwohnung angekommen, für uns geht ein langer Tag zu Ende.

Heute morgen wachen wir mal nicht mit strömenden Regen auf. Es ist zwar auch nicht sonnig, aber immerhin gibt es nicht nur eine durchgängig graue Wolkendecke. Wir machen uns auf den Weg nach Kona, an der Westküste. Dort findet am Abend die Mantarochen Schnorcheltour statt. Davor wollen wir auf dem Highway 11 die Südküste umrunden. Als wir am Volcano Nationalpark vorbeifahren, können wir nicht widerstehen, mittlerweile scheint nämlich sogar echt die Sonne. Es ist zwar brechend voll, aber wir haben ja unsere Jahreskarte, also egal ob wir nur eine kurzen "Drive-In" Vulkantour machen. Aber wir würden den Kilauea Krater und den Kilauea Iki (in dem Christian gestern war) schon gerne ohne Wolken sehen. Und wow, was ein bisschen Sonnenschein ausmacht. Diesmal sehen wir überhaupt erst die Ausmaße der riesigen Calderen, hier und da steigt noch Dampf aus dem Boden. Auch wenn seit dem großen Ausbruchs 2018 nirgendwo mehr sichtbar Lava fließt, stehen wir doch in einem der aktivsten Vulkane der Welt. Wir müssen leider trotzdem weiter und fahren zu einem schwarzen Lavasandstrand. Der schwarze Untergrund zieht Schildkröten an, aber leider sehen wir heute keine. Wir legen trotzdem eine kurze Sonnen- und Strandpause ein, bevor wir zum South Point fahren. Der South Point ist der südlichste Punkt von Big Island und somit auf der südlichste Punkt der USA. Noch viel cooler: Von hier kann man etwa 10 Meter tief Klippenspringen. Was Christian natürlich sofort ausprobieren muss. Nachdem sich der erste getraut hat, muss Christian hinterher. Todesmutig springt er los und findet es so geil, dass er gleich nochmal muss. Der Sprung an sich ist gar nicht so spektakulär. Den Teil würde ich sogar auch noch schaffen (Augen zu und druch Prinzip). Richtig abartig ist allerdings der Wiederaufstieg. Eine uralte verrostete Leiter, die hier und da einfach mit KLEBEBAND zusammengehalten wird, ist die einzige Möglichkeit wieder hoch zu kommen. Äh, nein danke. Wir fahren noch weiter zum Green Sand Beach. Leider ist schon weit vor dem Strand das komplette Verkehrschaos ausgebrochen, es dauert ewig, bis wir uns so weit vorkämpfen, dass wir überhaupt parken können. Leider braucht man vom Parkplatz noch etwa 30 Minuten Fußweg bis zum Strand. Es ist aber schon halb vier und wir müssen um 17 Uhr im anderthalb Stunden entfernte Kona sein. Also kehren wir wieder um. Richtig verwirrend ist die Landschaft auf der Strecke, man hat das Gefühl mitten in Schottland zu stehen: Kühe am Straßenrand, windschiefe Bäume, blaues Meer, grüne Wiesen. Es sieht wirklich haargenau wie in der Region Thurso aus. .. 

Auf die Minute pünktlich kommen wir am Bootsanleger an und sollen nach dem Check-In erstmal eine halbe Stunde rumsitzen. Na toll, dafür haben wir den Strand saußen lassen. Aber was solls...

Auf dem Schiff erfahren wir dann, dass unsere Fahrt ganze fünf Minuten dauert - der Futterplatz der Mantas ist nämlich gerade mal Luftlinie 500 Meter vom Bootsanleger entfernt. Okay, für was zahlen wir nochmal 100 Dollar pro Person? Immerhin sehen wir noch einen schönen Sonnenuntergang, generell ist es eine Wohltat mal wieder die Sonne zu sehen. Mit Einbruch der Dunkelheit gehen wir ins Wasser. Der Rest der Gruppe traut sich noch nicht oder wartet worauf auch immer. Wir sind 20 Minuten lange ganz alleine im Wasser. Dort treiben große länglich, beleuchtete Bojen, an denen man sich bequem festhalten kann. Das ist auch gut so, sonst würden einen die Wellen sofort davontreiben. Die Beleuchtung ist angenehm und lässt die Fische und das Plankton fast leuchten und glitzern. Die Fische haben überhaupt keine Berührungsängste, immer wieder stoßen mir welche frontal auf die Taucherbrille (Fische sind schon irgendwie ziemlich doof, oder?). Einen kurzen Augenblick können wir in der Tiefe schon einen Mantarochen ausmachen, cool! Nach guten 20 Minuten kommt nochmal ein Exemplar zu uns und dreht sich mehrmals unter uns. Man hat das Gefühl sie gleiten schwerelos durchs Wasser, Wahnsinn. Danach stellt sich leider eine Flaute ein, außer Fische lässt sich nichs mehr blicken. Da wir die einzigen mit Ausdauer im Wasser sind (äh, 100 Dollar???), paddelt unsere Crew noch an eine andere Stelle mit uns. Kaum sind wir dort angekommen, sehen wir auch schon einen Mantarochen unter uns. Gerade setzt er an und öffnet sein riesiges Maul. Wahnsinn! Und als ob er merken würde, dass er Publikum hat, schwimmt er direkt auf Christian und mich zu. Krass, krass, krass! Ich rechne jede Sekude damit, dass der gleich einen Salto schlägt und wieder in die Tiefe gleitet. Aber nein, erst Zentimeter vor unseren Taucherbrillen dreht er ab und gleitet direkt an uns vorbei. Wir müssen sogar zurückweichen um ihn nicht zu berühren. Eine absolut einmalige und unbeschreibliche Erfahrung. Unsere Crew sammelt uns ein und wir gehen zurück aufs Boot. Uns ist mittlerweile beiden ein bisschen schlecht, eine Stunde lang durchgeschaukelt zu werden, hinterlässt seine Spuren. Nach einem heißen und sauleckeren Teller Suppe, ist aber auch das wieder durch. Kurz vor 20 Uhr machen wir uns auf den Rückweg, diesmal fahren wir über einen Teil des Mauna Kea. Mittendrin halte ich es nicht mehr im Auto aus, ich will aussteigen. Schon durchs Autofenster kann man hunderte Sterne erkennen. Es hat gerade mal 8 Grad und ich bin innerhalb von Sekunden durchgefroren, aber der Sternenhimmel ist grandios! Ich kann es kaum erwarten, die Sterne richtig zu sehen! 

Allerdings kommen wir völlig erledigt in der Ferienwohnung an. Morgenabend wollen wir zum Sterneschauen nochmal hoch zum Mauna Kea. Ich bin immernoch unsicher, ob ich wirklich mit hoch zum Gipfel fahre. Die Strecke ist Schotterpiste und extrem steil - beides mein absoluter Alptraum. Ich bin mir sicher, dass die Aussicht am Visitor Center auf 3000 Meter Höhe auch schon geil ist. Aber Christian und das Biest wollen natürlich auf jeden Fall hoch. Mal sehen.

Ich träume jetzt erst mal von Mantarochen!

Aloha, xx Sarah