Fire and... äh. Water.

26Dez2019

Aloha,

bei uns geht ein grauer und feuchter Tag zu Ende. Es hat die ganze Nacht durchgeregnet und auch heute Morgen hört der Regen keine Minute auf. Wir frühstücken auf der Terasse (es hat trotzdem 20 Grad), aber was als Dauerniesel begann, ist mittlerweile ein richtiger Schauer. Wir hoffen, dass wir das Wetter aussitzen können, aber als es um halb elf immer noch kräftig regnet, beschließen wir es einfach trotzdem zu wagen und machen uns fertig für den Volanco Nationalpark. Die Fahrt dauert knapp anderthalb Stunden und tatsächlich klart es mittendrin sogar auf und man kann durch ein paar kleine Wolkenlücken blauen Himmel erahnen. Aber kurz vor dem Parkeingang wird es wieder dunkler und sobald wir den Parkeingang passiert haben, öffnet der Himmel wieder seine Schleußen. Da wir spät dran sind, sind die meisten Parkplätze komplett überfüllt und wir beschließen erst mal die Crater Rim Road zu nehmen. Auf diesem 60km langen Rundweg kommt man an einigen Lavafeldern und Calderen vorbei.  Am Eingang bekamen wir noch ein Faltblatt in die Hand gedrückt, dass uns ebenfalls sehr ernüchtert: gut 2/3 des Parks sind seit dem 2018-Ausbruch nicht mehr zugänglich. Na super. Wir wandern zumindest den zugänglichen Teil des "Devastion Trails", der uns durch eine Mondlandschaft führt. Die Landschaft ist seit einem Ausbruch im Jahr 1959 mit einer Ascheschicht bedeckt, doch die Natur erobert sich die Landschaft bereits zurück. Immer wieder leuchtet zwischen all dem schwarzen Fels Grün auf. Leider wird der Niesel wieder stärker, wir kommen gerade noch halbwegs trocken zum Auto. Wir fahren die Chain of Craters Road weiter, doch die Sicht ist mittlerweile so schlecht, dass wir gerade mal eine 20 Meter Radius haben. Sonst fühlt man sich wie in dickem zähen Nebel. Zwei, dreimal steigen wir aus und versuchen einen Blick in die Krater zu erhaschen. Wenn der Wind die Regenwolken kurz wegdrückt, kann man für Sekunden die steilen Kraterhänge ausmachen. Aber nach nicht einmal einer Minute sind wir bis auf die Haut durchnässt - trotz wetterfester Softshelljacken. Mittlerweile haben wir im Auto auf die Heizung gewechselt, mit klatschnassen Haaren und Klamotten wird es sofort kalt. Das Wetter ist leider komplett unterirdisch. Beeindruckend sind die Lavafelder natürlich trotzdem. Die Zerstörungskraft ist extrem und wird einem erst richtig bewusst, wenn man vor einer 15 Meter hohen Wand aus fester Lava steht. Das Geräusch auf Lava zu gehen ist auch echt irre - klingt als würde man auf tausender kleiner Glasscherben gehen. Tatsächlich sind unsere Schuhsohlen auch mit unzähligen kleinen Lavaspreißel durchsiebt. Auf dem Rückweg halten wir noch am Kilauea Iki, einem Krater aus dem 1959er Ausbruch. Dort hat sich über 36 Tage ein sprudelnder Lavasee gebildet. Fast 600 Meter (in Worten: Sechshundert) hohe Lavafontänen spuckte dieser dabei aus. Wir wandern einen Teil des Kraterrands ab. Leider haben wir alle Wertsachen im Auto gelassen. Ich gehe zurück zum Auto, Christian will noch kurz "um die Kurve schauen" und dann nachkommen. Mittlerweile schüttet es wieder so stark, dass ich komplett nass bin als ich am Auto ankomme. Als ob man unter einer Dusche gestanden hätte. Christian kommt eine halbe Stunde später. Er hat doch noch den Auf- und Abstieg in den Krater auf sich genommen. Der Regen macht den Trail an vielen Stellen fast unpassierbar, das Gefühl im Krater zu stehen, war wohl aber dann doch die Mühe wert. Nach den 36 Tagen ist der Lavasee von alleine wieder abgeflossen, wie wenn man den Stöpsel einer Badewanne zieht. Christian konnte sogar noch die Ränder dieses "Stöpsel" erkennen. 

Jetzt haben wir aber endgültig genug vom Regen (wie aufs Stichwort fängt es nämlich gerade wieder an). Wir haben einen Jahrespass für den Park, können also nochmal bei gutem Wetter wiederkommen. Morgen fahren wir Richtung Kona. Dort ist das Wetter hoffentlich sonnig und wir können endlich mal wieder an den Strand uns ans Meer! Abends steht dann ein Highlight auf dem Programm: Schnorcheln mit Mantarochen! Das wird bestimmt absolut einmalig!

Aloha, xx Sarah