Into the wild

25Sept2017

Guten Morgen ihr Lieben,

willkommen zurück aus der Wildnis! Tatsächlich hatten wir die letzten Tage weder Handynetz noch WLAN, das war dann wohl der digital detox-Teil unseres Urlaubs!

Deshalb werde ich diesen Blogeintrag etwas gliedern, damit man auch nachvollziehen kann was wann passiert ist, denn es ist so einiges passiert! Am Freitagmorgen sind wir frohen Mutes von Jackson Hole aufgebrochen und wollten –dieses Mal bei besserem Wetter- einige Wanderungen nachholen. Tatsächlich hat das Wetter besser mitgespielt, hier und da blitze sogar blauer Himmel durch. Kurz vor 9 Uhr kommen wir in Teton Village an, einen kleinen Touri-Ort, der als Skigebiet von Jackson Hole dient. Außer einer Seilbahn gibt es aber absolut nichts in Teton Village. Die Seilbahn würde uns 36 Dollar pro Person kosten, das ist es uns bei dieser Sicht absolut nicht wert. Deshalb brechen wir bereits kurz nach 9 Uhr Richtung Grand Teton Nationalpark auf. Unser erster Halt ist eine kleine Wanderung zu einem malerischen Flussbett. Es geht entlang von Salbeifeldern und Fels. Wir sind in einem absoluten Bärengebiet, mir geht schon ordentlich die Pumpe. Auf offenem Feld will man einen Grizzly nicht gerade begegnen (mit man meine ich natürlich mich, Christian lauert nur darauf einen Bären zu sehen). Unsere Wanderung verläuft aber Gott sei Dank völlig bärenfrei. Auf dem Weg zum Jenny Lake halten wir nochmal am Visitor Center um unsere Tour heute Abend zu bestätigen und sind dann völlig geschockt. Alle Zugangswege zum Yellowstone Nationalpark sind aufgrund heftiger Schneefälle gesperrt. Mist, wir müssen doch heute Abend in den Park fahren um an unser Hotel zu kommen! Wir sprechen mit einer Rangerin, die uns soweit beruhigt, dass bestimmt die meisten Straßen bis Nachmittag öffnen. Allerdings würde sie auch nicht das Risiko eingehen, erst heute Abend nach unserer Tour (es wäre dann ca. 20 Uhr) zu fahren. Aber wir sollen uns jetzt erst mal keine Sorgen machen. Okay. Machen wir uns also auf den Weg zum Jenny Lake. Da ich leider etwas angeschlagen bin und eine leichte Erkältung abbekommen habe, kürze ich ein Teil der Wanderung mit einer Bootsfahrt ab. Die Hidden Falls Wasserfälle sind wirklich schön, auch wenn wir sie uns etwas imposanter vorgestellt hätten. Aber hey, Wasserfall ist Wasserfall. Vom Inspiration Point auf knapp 2300 Metern hat man einen tollen Blick auf den See und das anschließende Tal. Jetzt kann man auch wirklich mal die Berge sehen! Grandios. Es ist mittlerweile halb 3, wir machen uns auf den Weg zurück zum Visitor-Center um uns nochmals nach den Straßen zu erkundigen. Tatsächlich sieht es besser aus, der Süd- und Osteingang sind wieder frei, auch der Nordosteingang. Aber ausgerechnet der Osteingang ist gesperrt – und genau da müssen wir hin! Wir gehen nochmal zu einer Rangerin, die uns allerdings wenig hilfreich anblufft, dass wir ohne Schneemobil da heute nicht mehr hinkommen. Thank you! Kein Ding, hole ich mal eben schnell das Schneemobil aus der Garage, doofe Kuh. Wir canceln gleich unsere Tour am Abend und gehen in der Stadt noch was essen. Die Tatsache, dass der Osteingang geschlossen bleibt, bedeutet nämlich, dass wir statt der 200 km zum Hotel heute noch  etwas mehr als 500 km zurücklegen müssen. Wir sind hin und hergerissen – bleiben wir in Jackson haben wir  Zugang zum Park über den Südeingang. Allerdings ist Jackson ein teures Pflaster was Hotels angeht: Das billigste kostet bereits 160 EUR. Fahren wir doch zu unserem Hotel im Park laufen wir Gefahr, dass wir dort festhängen und die nächsten Tage im Nirgendwo verbringen. Dazu kommt noch, dass das Hotel etwas mehr als 300 Euro gekostet hat, zu teuer um einfach nicht zu kommen. Es hilft alles nichts, wir machen uns auf den Weg. Dank der hilfsbereiten Rangerin wissen wir bereits, dass wir zu Beginn einen Pass überqueren müssen, der wahrscheinlich etwas schwierig wird, danach folgt allerdings wieder Highway. So ist es dann auch – Christian navigiert uns sicher durch 30 cm Neuschnee. Mir schwant trotzdem böses. In der Ebene liegt dann endlich kein Schnee mehr und wir tauschen das Steuer. Kurz nach Einbruch der Nacht werden wir aber voll von einem Schneegestöber getroffen, dass uns 60 Meilen begleitet. Die Sicht ist vielleicht bei 10 Metern, ich sehe nur an Hand des Navis wo die Straße hingeht. Das Etappenziel wäre Cody, eine kleine Cowboystadt, gegründet vom berühmtberüchtigten Buffolo Bill. In Gedanken gehe ich schon mal den Notfallplan durch, von Cody aus sind es noch mehr als 60 Meilen zu unserem Hotel, es ist jetzt schon kurz nach 22 Uhr. Wir fahren schon mehr als vier Stunden. Sollen wir nicht einfach in Cody bleiben? Aber jetzt haben wir es soweit geschafft, das kriegen wir auch noch hin. Und tatsächlich, kurz nach Cody hört der Schnee plötzlich auf, ich kann mit perfekten Bedingungen die letzten Kilometer zurücklegen. Unser Hotel ist die Pahaska Tepee Lodge, die ehemalige Jagdlodge von Buffolo Bill. Erschöpf kommen wir in unserer rustikalen Lodge an. Die Betten sind bequem, es gibt eine Heizung – mehr interessiert mich diese Nacht nicht mehr.

Der Samstagmorgen beginnt gleich ernüchternd. Meine Erkältung ist leider schlimmer geworden und der Osteingang wird voraussichtlich auch heute nicht geöffnet. Wir fahren die Strecke zurück nach Cody und sehen auf dem Weg sogar einen Bären, der in etwa 700 Metern Entfernung gerade sein Frühstück zu sich nimmt. Kurz vor Cody gibt es noch einen Staudamm, der immerhin der zweihöchste Staudamm Amerikas ist! Cody ist eine nettgemachte Kleinstadt, hier dreht sich alles um das Rodeo, das hier im Sommer stattfindet. Die Bewohner sind Cowboys durch und durch. Um halb eins sind wir allerdings schon durch mit Cody, auf ein Museum haben wir nicht so Lust. Nach einem Lunch mit superleckeren Burgern geht es daher zu Walmart um freies WLAN abzugreifen und wir brauchen dringend neue Tempos und Hustenbonbons. Habe ich schon erwähnt, dass ich Walmarts liebe? Ich bin der festen Überzeugung, dass wir Deutschen in wirklich allem die Besten sind, sei es Bierbrauen, Straßenbau, Bundeshaushalte einhalten – egal. We do it best. Aber Supermärkte können die Amis einfach besser. Wer braucht nicht einen 10 Kilo Sack Chips?! Also ich brauche ihn!!! Christian zerrt mich leider weiter, aber ich konnte ihm das Versprechen abnehmen, dass ich vorm Heimflug einmal so richtig in einem Walmart eskalieren darf. Be prepared!

Wir entscheiden uns, dass wir jetzt einfach mal zum Osteingang des Parks fahren, unser Hotel liegt nur ein paar Meilen davor, es wäre also kein Umweg. Am Eingang stehen bereits ganz viele Autos, man kommt leicht mit den anderen ins Gespräch. Als ich erzähle, dass wir aus Deutschland sind, werde ich vorgeschickt um mit den Ranger zu sprechen. Der wäre wohl etwas eigen und ich als ahnungslose Deutsche solle das mal richten. Äh danke Freunde, aber was tut man nicht alles für die Gruppe. Der Ranger ist wirklich böse, selbst als ich meinen weinerlichsten „but we came all the way from Germany just to see this“ aufsetzte, lässt er mich knallhart abblitzen. Wir sollen nächstes Jahr wieder kommen. Jaaaaaa. Eher nein. Dafür sichten wir zum ersten Mal Bisons! Die sind ja soooo knuffig. Sie sind zwar riesig, aber mit ihren zotteligen Fell und dem treudoofen Blick, kann man die einfach nur lieb haben! Bisons werden uns die nächsten Tage begleiten, das sind schon coole Dudes und sie lassen einen ganz nahe ran! Der eine Bison ist bis an unser Autofenster gekommen und hat mich einmal angeatmet. Christian hat beschlossen, dass er ab sofort kein Bison mehr isst- die sind ihm doch auch zu süß. Das will was heißen. Es ist kurz nach halb 4 als das Unmögliche passiert: Unser murriger Ranger öffnet das Tor, wir können in den Park! Wir sehen relativ schnell ein, dass für amerikanische Verhältnisse die Straßen echt schlecht passierbar sind. Es liegen locker 50 cm Schnee, überall drohen kleine Lawinen. Aber das klingt nach einem normalen Schneetag in Deutschland! Da es schön spät ist und wir nicht im Dunkeln zurückwollen (okay, ICH will nicht im Dunkeln zurück), fahren wir nur bis nach Grand Thumb und schauen uns dort die ersten Geysire und brodelnden Quellen an. Sieht super cool aus! Auch der Yellowstone Lake glitzert mit einer spiegelglatten Oberfläche und reflektiert die schneebedeckten Gipfel drumrum. Wir begegnen noch allerhand Tieren: Einer Gruppe Rehe und Hirsche, einem Dachs, einem Bieber und jeder Menge Bisons. Wir machen uns zurück zu unserer Lodge und essen noch einen kleinen Snack. Als wir zu unserem Zimmer gehen wollen, warnt man uns vor dem Grizzly, der noch vor einigen Minuten in der Auffahrt stand. WAS ZUM TEUFEL??? Ich sprinte die 700 Meter zum Zimmer in einer olympiaverdächtigen Rekordzeit um nicht als Bärenfutter zu enden.

Der Sonntagmorgen beginnt kalt – eiskalt. Unser Auto ist komplett zugefroren, es hat knackige -1 Grad. Brrrr. Dafür ist der Eingang zum Park immer noch offen und wir düsen gleich los. Wir fahren über Canyon Village bis nach Mommoth Hot Springs, eine terrassenförmige Gesteinsformation. Mittlerweile hat es sommerliche 4 Grad, herrlich! Danach fahren wir zum Grand Canyon oft he Yellowstone, der einfach nur wow ist. Hier tun Worte keine Gerechtigkeit, ich hoffe, dass die Bilder für sich sprechen! Christian wandert noch die 2 km zum Upper Fall, ich bin leider zu erledigt und bekomme kaum noch Luft. Der Abschluss bildet die fast 3 Km lange Wanderung entlang des Morris Geyser Basin. Die Landschaft ist unbeschreiblich, eine Mischung aus Mordor und Überbleibsel eines atomaren Kriegs. Irre. Gegen 20 Uhr erreichen wir West Yellowstone, Montana. Wir buchen unser Hotel für diese Nacht und landen in einem schönen 3-Sterne Hotel in Big Sky, etwa 60 km entfernt von West Yellowstone. Die Preise sind hoch, wir zahlen fast 160 EUR für eine Nacht –dafür gibt es aber einen Whirlpool. Draußen hat es wieder Minusgrade, aber das stört uns nicht. Wir sitzen entspannt in 40 Grad warmen Whirlpool und lassen Gott einen guten Mann sein! Auch das Frühstück war sehr lecker! Wir werden gleich alles zusammenpacken und uns dann nochmal auf den Weg in den Park machen. Wir wollen heute noch den Old Faithfull sehen, einen echten Geysir. Heute Abend werden wir dann bis nach Idaho Falls fahren und verlassen somit wieder Montana.

Bis bald, over and out, Sarah