I lava you

25Dez2019

Aloha,

heute beginnt in Amerika das "echte" Weihnachten, wir schlafen also aus und starten entspannt in den Feiertag. Die Nacht war auch echt irre, immer wieder wache ich etwas desillusioniert von dem extrem lauten zirpen der Insektenwelt auf. Immer mal wieder trommelt auch lauter Regen gegen unser traditionelles Blechdach. Das alleine fühlt sich schon irre nach Tropen an, ich bin schon auf das Tageslicht gespannt. Bisher war es ja nur dunkel. 

Bei Helligkeit entpuppt sich unsere Nachbarschaft als echt tropisch. Auf dem Gelände stehen unzählige Palmen und Papayabäume. Und das sind nur die Bäume, die ich erkenne...Wir skypen nochmal kurz mit unseren Familien. Ich bin total gerührt wie ungläubig mein Opa immer wieder auf den Fernseher mit unserer Skypeübertragung zeigt und gar nicht recht glauben will, dass wir das echt sind. Ich schätze, die Welt war noch nie so klein wie heute! Nach den Telefonaten machen wir uns ans Werk. Eine echte amerikanische Weihnachtstradition: Schinken!!!!! Wir haben gestern bei Safeway ein 3,5kg Schinken ergattert. Dieser wird jetzt die nächsten 2 Stunden im Backofen gegart und immer wieder mit Glasur eingeschmiert. Die erste Glasur entfaltet ihren Duft und es riecht absolut köstlich. Dazu gibt es Kartoffeln und grüner Spargel (was tatsächlich das günstigste Gemüse im ganzen Safeway war - ohne Worte). Wir schneiden den Schinken gespannt auf - Alleine der Duft lässt einem schon den Magen knurren. Das Fleisch ist saftig und zart und einfach nur lecker. Wir zerlegen noch den restlichen schinken. Schätzungsweise sind noch gut 2 kg übrig, die jetzt später und im Laufe der nächsten Tage gefuttert werden. Wir entspannen uns noch etwas von unserem Food-Koma, als Maxwell (unser Vermieter) zu uns hoch kommt und uns frische Kokosnuss samt Kokosmilch anbietet. Hab ich schon erwähnt, dass ich Maxwell extrem super finde? Wir kommen etwas ins Gespräch und fragen ihn etwas aus, wo so seine "hotspots" in der Gegend sind. Natürlich kommen wir auch auf die letzten Vulkanausbrüche und die Lavaflüsse zu sprechen. Maxwell erzählt uns, dass sie ganze 7 Monate evakuiert wurden und nicht nach Hause konnten. Die komplette Gegend wurde abgeriegelt. Mit einer Sondergenehmigung durfte Maxwell zweimal in dieser Zeit herfahren um nach seinem Hab und Gut zu schauen. Das ist schon hart. Die ersten zwei Monate ist die Familie bei einem Freund in Hilo untergekommen, aber als danach immernoch nicht absehbar war, wie lange der Ausbruch noch ging, sind sie zu seinen Eltern nach Washington (Bundesstaat) gezogen. Sie haben lange überlegt, ob sie hier nich alles aufgeben und lieber auf dem Festland bleiben. Immerhin wusste ja auch keiner sogar genau, ob ihr Haus überhaupt noch steht. Das ist schon krass - für uns klang der Ausbruch eher harmlos und Lava auf der Straße als die ultimative Touriattraktion. Dass wirklich unmittelbar ganze Dörfer betroffen war, war uns so nicht klar. Maxwell empfiehlt und den Lava Tree Statepark und danach die Route über den nagelneuen Hwy 130 zu nehmen. Dieser wurde erst vor ein paar Wochen eröffnet und am Straßenrand könne man noch gut die erkaltete Lava erkennen. 

Wir düsen also mit unserem Schlachtschiff zum Lava Tree Statepark. Bei einem Vulkanausbruch 1790 traf hier die Lava auf sehr feuchte Bäume. Die Feuchtigkeit der Baumrinde führte dazu, dass die Lava erkaltete, während diese die Rinde hochwanderte. In der Folgezeit starben die Bäume zwar dann ab und verfaulten, die erkaltete Lava hinterlies aber  steinerne Abdrücke. Danach fahren wir ein Stück weiter und kommen zum "End of the Road". Okay, krass, hinter einer Leitplanke sieht man, wie sich in 3 Meter Entfernung die Lava über die Straße gefressen hat. Ein Irrer Anblickt. Noch krasser ist allerdings, was gut 10 Meter dahinter liegt, nämlich ein Berg aus 10-15 Meter hoher Lava. Wir folgen der neuen Straße und woooow. Jetzt verstehen wir erst, was uns Maxwell erzählt hat. Am Straßenrand türmt sich meterhoch erkaltete Lava auf. Mit großem Gerät wurde hier in den letzten Monaten die neue Straße in die Lava gefräßt. Absolut krass. Wir folgen dem Straßenverlauf bis wir an eine Kreuzug kommen, die direkt aus der Hölle stammen könnte. Die Abfahrten links und geradeaus sind mit meterhoher Lava bedeckt, es gibt nur eine Fahrbahn nach  rechts. Wir fahren zurück zur Wohnung, außerdem wird es schon wieder dunkel. Auf Big Island ist es echt stockdunkle.

Morgen wäre ja eigentlich unsere Mauna Kea Tour gewesen. Da wir jetzt "das Biest" haben, ist Chris fest davon überzeugt, dass er selbst den Gipfel erreichen kann. Sehen wir noch. Aber da wir ja jetzt nicht mehr termingebunden sind, nutzen wir den Tag morgen vielleicht eher für den Vulcano Nationalpark. Wenn das Wetter eher so wechselhaft wie heute bleibt, ist es dort vielleicht angenehmer. Dann können wir die Sonnentage lieber für andere Sachen nutzen!

Ich versuche gleich noch ein paar Bilder zu posten, leider ist das WLAN hier nicht üppig. Da es aber nicht mal Handynetz gibt, sind wir schon mehr als dankbar dafür!

Aloha, xx Sarah